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Fundstück des Tages # 243 [Pyrotechnik, Fankultur, DFB]

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In loser Folge dokumentiert Ostfussball.com in dieser Rubrik mehr oder weniger (ost)fußballtangierende Kostbarkeiten der deutschen Schriftsprache – unkommentiert, da die Fundstücke zumeist schon einiges postulieren und dabei zuweilen einfach ihrerseits irgendwie bereits selbst vor sich hin sprechen und durchaus manchmal kleine Geschichten erzählen oder andeuten …

Lieber DFB,

die Verhältnisse zueinander sind zerrüttet. Alle Parteien, die im Fußball mitwirken haben komplett verschiedene Ansichten auf die einzelnen Dinge. Jeder versucht, das Beste für sich selber rauszuholen. Niemand möchte von seinen Standpunkten abweichen, die Fronten verhärten sich immer mehr. Jede Woche kommen immer neue, aberwitzige Begebenheiten zu Tage. Jede Aktion wird unterschiedlich bewertet. Kommerz gegen Fankultur. Geld gegen Tradition. Optischer Support gegen Randalierende Chaoten. Ying und Yang. Hüh und Hott.

Niemand will auch nur ein Stück den anderen Verstehen. Niemand versucht ein Stück auf die anderen zuzugehen. Das eigene Süppchen schmeckt immer noch am besten. Leute, die man anhören müsste werden ignoriert. Menschen ohne Ahnung bekommen dagegen viel zu viel Gehör. Vereine entfremden sich von Vereinen, werden umgewandelt und aufgebaut wie Firmen. Der Fan ist kein Fan, sondern wird zum Kunden. Einen Schein mehr auszugeben ist wichtiger, als einen Schlachtruf mehr zur Mannschaftsunterstützung abzugeben. Überdimensionale und unnötige Polizeieinsätze, die mit aberwitzigen Begründungen gerechtfertigt werden.

Massenabfertigung statt Individualismus. Einer soll dem nächsten gleichen. Kritik unerwünscht. Stehplätze sollten am besten komplett abgeschafft werden. Eintrittskarten unter 40 Euro ebenfalls. Materialverbot sollte für jeden gelten. Wer während des Spieles sich vom Platz erhebt, sollte zumindest ein örtliches Hausverbot erhalten. Ins Stadion sollen nicht mehr nur Fußballinteressierte kommen, sondern auch Leute ohne Fußball-Interesse, für genug Unterhaltung wird schon gesorgt. Wenn nicht auf dem Platz, dann vor dem Spiel oder in der Halbzeitpause.

Laute Musik, leichtbekleidete Werbemädchen. Vielleicht kommt ja sogar ein Pop-Star? Und um etwas Niveau einfließen zu lassen kostet die Bratwurst auch fünf Euro. Die gehobene Gesellschaft, die nicht grad im VIP platziert ist, will ja auch konform bedient werden. Gute Bilder aus den Fankurven braucht man auch nicht mehr um die Zeitungs- und Fernsehberichte aufzulockern. Gibt es doch mittlerweile aus den vergangenen Jahrzehnten gutes Archivmaterial, welches man dem geneigten Zuschauer als Aktuell verkaufen kann. Für jeden soll es was geben: Einen Familienblock mit Rauchverbot für die kleinen, ein warmes Sitzkissen für die alten und tolle Werbefähnchen für alle.

Differenzen werden mit Konfrontation, Ignoranz oder Hintergehungen gelöst. Zusammenarbeiten fällt aus. Wir oder Ihr. Meistens ziehen die mit der kleineren Lobby den Kürzeren, egal ob gerechtfertigt oder nicht. Ist aber nicht schlimm, interessiert ja sowieso keinen. Und um die Bestmögliche Unterhaltung mit dem, worauf es eigentlich ankommt (oder auch nicht), zu bieten, wird das Endergebnis schon vorher passgenau den äußeren Befindlichkeiten angepasst, damit auch ja möglichst viele zufrieden sind. Natürlich ist alles immer wundervoll verpackt in klaren Erklärungen, Stellungnahmen und einleuchtenden Statements.

(Foto: wikipedia)

Quelle im Original -> “Lieber DFB”, sogenannte-fans.de, 26. März 2012


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